Mit DARK ging vergangen Dezember die erste deutsche Netflix-Produktion an den Start und wurde schnell zu einem weltweiten Hit. Ganz besonders Zuschauer in den USA sind verrückt nach DARK, weswegen die Verlängerung um eine 2. Staffel nicht lange auf sich warten ließ. Schauplatz des Mysterydramas ist die fiktive Kleinstadt Winden, in der immer wieder Jungen verschwinden. Diese Rahmenhandlung hat mich sofort neugierig gemacht. Ich wollte der Serie unbedingt eine Chance geben und wurde schließlich positiv überrascht! Warum du dir DARK auf Netflix keinesfalls entgehen lassen solltest, erkläre ich in meiner Rezension.
Deutsche Serien und deren Image
Wenn ich an deutsche Fernsehserien denke, kommen mir Formate, wie beispielsweise Alarm für Cobra 11 oder Doctor’s Diary in den Sinn. Leichte Unterhaltung, die mich allerdings nicht längerfristig fesseln kann und daher schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwindet. Zwar gucke ich zwischendurch auch gerne mal eine Folge Der Lehrer, aber insgesamt bevorzuge ich dann doch eher Produktionen aus Übersee. Die letzte deutsche Serie, die ich positiv bewerten würde, war Deutschland 83. Davon abgesehen fällt mir nur noch die vielfach gelobte VOX-Serie Club der roten Bänder (welche ich aber noch nicht gesehen habe) ein. Insgesamt macht die deutsche Fernsehlandschaft trotzdem einen eingestaubten Eindruck auf mich. Es fehlt an innovativen Ideen – und an deren vernünftiger Umsetzung. Viel zu oft setzt man auf altbewährte Plots und bekannte Gesichter. Das Ergebnis: schnödes Mittelmaß. Kaum eine deutsche Serie kann sich mit der internationalen Konkurrenz messen und nur ein kleiner Prozentsatz kommt über die erste Staffel überhaupt hinaus.
Aus diesem Grund begrüße ich das Bestreben, die deutsche Serie endlich wieder salonfähig zu machen! Ein neues Image war längst überfällig und mit Netflix hat man auch genau den richtigen Produktionspartner gefunden. Was ich zudem sehr positiv finde, ist die Tatsache, dass für den Hauptcast größtenteils unbekannte Schauspieler verpflichtet wurden, die man zuvor noch nicht oft auf der Leinwand gesehen hat. Dadurch erhalten diese Darsteller die Möglichkeit, einem breiten Publikum bekannt zu werden und man selbst ist als Zuschauer eventuell nicht so voreingenommen. Louis Hofmann beispielsweise, der die Rolle des Jonas übernimmt, konnte vergangene Woche bei der Goldenen Kamera den Preis als bester deutscher Nachwuchsschauspieler für sich gewinnen. Verdient, wie ich finde!
Stranger Things meets Zeitreisen
Zugegeben, anfangs war ich doch ziemlich skeptisch. Verschwindende Kinder, eine Kleinstadt, ein zwielichtiger Konzern und flackernde Taschenlampen – die Pilotepisode von DARK erinnert stark an Stranger Things. Wo jene Netflix-Serie mich allerdings mit liebenswürdigen Charakteren, der Retro-Optik, sowie einer gewissen Lockerheit überzeugen konnte, ist DARK zunächst etwas zu steif geraten, gar bemüht. Der Auftakt machte einen übertrieben düsteren Eindruck auf mich. Als hätte man mit Gewalt versucht, die Geschichte auf eine bedrohliche Atmosphäre zu trimmen. Während Stranger Things seine Stereotypen zeitweise selbst ein wenig auf die Schippe nimmt, fühlte sich die Handlung hier konstruiert an. Irgendwie unnatürlich. Ich habe den Figuren ihr tristes Kleinstadtleben schlichtweg nicht abgekauft.
Das klingt jetzt ziemlich negativ und tatsächlich ließ mich die erste Episode von DARK mit gemischten Gefühlen zurück. Allerdings bin ich auch niemand, der eine Serie gleich zu Anfang verurteilt. Meistens dauert es einfach 2-3 Folgen, bis man richtig ins Geschehen eintaucht. Zum Glück habe ich nicht sofort aufgegeben, denn sobald man die Namen der zahlreichen Charaktere einigermaßen zuordnen kann und alle von ihnen in Stellung gebracht wurden, hat die Serie plötzlich gar nicht mehr so viel mit Stranger Things gemein.
Strange bleibt es trotzdem, denn alle 33 Jahre verschwinden auf unerklärliche Weise Kinder in Winden. Nachdem auch sein Sohn Mikkel nach einer nächtlichen Wanderung durch den Wald nicht mehr aufzufinden ist, setzt der Polizist Ullrich Nielsen alles daran, den Fall zu klären. Schnell müssen die Bewohner des Städtchens feststellen, dass es sich um kein gewöhnliches Verbrechen handelt. Die Schicksale der einzelnen Familien sind durch Raum und Zeit miteinander verbunden…
Alles ist jetzt
Mit der Zeit tun sich Abgründe auf, die man so nicht erwartet hätte, wobei deren Tragweite erst nach und nach greifbar wird. Was mir an DARK zudem so gut gefällt, ist, wie geschickt die Zeitlinien miteinander verwoben werden, ineinander greifen und sich gegenseitig beeinflussen. Zum Schluss lässt sich nicht mehr genau bestimmen, was Anfang und was Ende ist. Sogar Kleinigkeiten oder Bemerkungen, die man zunächst vielleicht gar nicht richtig wahrnimmt, sind im späteren Verlauf der Serie von Bedeutung. So entsteht ein komplexes Puzzle, dessen Auflösung dem Zuschauer ordentlich Kopfzerbrechen bereitet.
Nach der dritten Folge entfaltet die Netflix-Serie schließlich ihr volles Potenzial und konnte mich fortan komplett in ihren Bann ziehen. Die Darsteller verschmelzen zusehends mit ihrer Rolle, während man selbst allmählich Sympathien für die Protagonisten entwickelt. Eines steht fest: DARK hat Suchtpotenzial und wird dem Mysterygenre mit jeder weiteren Episode mehr als gerecht! Seit Lost habe ich nicht mehr so sehr über die Zusammenhänge bzw. Details einer Serie spekuliert. Einige Enthüllungen haben mich mit offenem Mund und völlig aufgewühlt zurückgelassen.
Natürlich ist auch diese Produktion nicht frei von Fehlern. DARK hat durchaus Schwächen. Nicht alles macht nüchtern betrachtet Sinn und manchmal verirren sich die Produzenten zu sehr in ihren eigenen schrägen Ideen. Mein größter Kritikpunkt ist jedoch rein technischer Natur: die Tonspur ist extrem unausgewogen. Viel zu oft tritt die Musik unangenehm laut in den Vordergrund. Gleichzeitig sind die Schauspieler zeitweise nur sehr schwer zu verstehen, nuscheln oder flüstern. Man hält daher ständig die Fernbedienung in der Hand und ist damit beschäftigt, die Lautstärke zu regulieren.
Allerdings konnte mich DARK trotz einiger Schwächen und anfänglicher Schwierigkeiten voll und ganz von sich überzeugen! Netflix hat es geschafft, eine interessante deutsche Serie herauszubringen, die sehr gut neben internationalen Titeln bestehen kann. Angesichts des Cliffhangers in der letzten Folge, freue ich mich schon jetzt auf die 2. Staffel.
6 Comments
Christine
Februar 28, 2018 at 3:22 pmIch mochte Dark sehr! Klar, die Serie hat auch ein paar Schwächen, aber ich war einfach rundum begeistert, dass man mal so einen Stoff aus Deutschland gesehen hat! Vor allem fand ich die bedrückende Atmosphäre und den Soundtrack gut; so was kenn man von deutschen Produktionen echt nicht. Da sieht man mal, dass wir hier auch tolle Filmemacher haben, aber allem Anschein nach hat das deutsche Kino und die Fernsehsender hierzulande kein Interesse an solchen Stoffen…
Netflix&Co werden da sicherlich noch für einige Überraschungen sorgen!
Carolin
März 3, 2018 at 6:33 pmIch finde aber, die paar Schwächen konnte die Serie super ausgleichen und spätestens ab der ditten Folge war ich wirklich hin und weg! Die vielen unerwarteten Wendungen haben mir einfach super gut gefallen. Schade, dass die meisten deutschen Produktionsfirmen anscheinend kein Interesse an innovativen Ideen haben. Hierzulande beschränkt man sich mMn viel zu sehr auf die immergleichen Schweighöfer-Komödien, dabei geht es ja offensichtlich auch anders.
Carry
März 1, 2018 at 8:36 amBisher habe ich Dark noch nicht gesehen, steht aber weit oben auf meiner Watch-Liste. Nach deinem Post habe ich nur noch mehr Lust auf die Serie bekommen :)
Carolin
März 3, 2018 at 6:47 pmIch kann dir die Serie nur wärmstens empfehlen! Sie hat mein Hirn zwar in Matsch verwandelt, aber ich steh total drauf. :D
bknicole
März 1, 2018 at 6:54 pmMir hat die Serie auch gut gefallen, aber stellenweise hat sie ein paar längen und wie du schon geschrieben hast: Sie muss sich auch erst warm laufen. Fand ich jetzt auch nicht weiter tragisch, denn das haben die Enthüllungen und Wendungen wieder wett gemacht, da blieb mir teilweise echt der Mund offen stehen. Die Thematik an sich finde ich ja generell spannend, auch wenn das nicht jedermanns Sache sein dürfte. Übrigens dachte ich auch erst, dass die Serie ein Stranger Things Abklatsch ist, aber zum Glück haben sie dann ja was Eigenes drauß gemacht, was ich super finde. Bin gespannt auf kommende deutsche Produktionen, sowie die zweite Staffel von Dark, denn das Finale war mega interessant und dieser Cliffhänger.
Danke auch für dein liebes Kommentar.
Ahh das wäre echt genial, würde dich gerne mal kennenlernen. Ich würde mich darüber auf jeden Fall freuen.
Carolin
März 3, 2018 at 7:13 pmJa, da gebe ich dir recht. Man muss erst etwas warm mit DARK werden und es dauert, bis man alle Charaktere zuordnen kann, aber dann ist die Serie echt spitze! Manche Wendungen haben mich ebenso geflasht, wie dich und wie du vielleicht weißt, liebe ich sowas bei Serien! Hoffentlich lässt die 2. Staffel nicht so lange auf sich warten.
Würde mich auch sehr freuen! Ich schreibe dir auf jeden Fall mal, wenn ich einen Trip nach Würzburg plane. :)